Versöhnlicher Spielbericht

Der Herr Blumenau, von FM4, hat einen ganz guten und tröstenden Rückblick auf den gestrigen Abend geschrieben. Unten der Teil über das Schweiz – Türkei Spiel, den ganzen Bericht könnt Ihr hier nachlesen.

vs

«Dass es, auf nur ganz leicht abgeschwächtem Niveau, am Hauptabend so weitergehen würde, damit war nicht unbedingt zu rechnen. Vielleicht nahm aber der absurde Wolkenbruch in der 1. Halbzeit dem sonst womöglich verbittert geführtem Spiel die Schärfe – beide Teams absolvierten die Rutschpartie mit einer extrem sportlichen Einstellung, versuchten nicht zu markieren oder die Umstände auszunützen.

Auch hier schenkten sich der Gastgeber und der Gast nichts, was den andauernden Kampf um die Vorherrschaft auf dem Platz anging: die wollten alle so sehr, da war unglaubliches Engagement drinnen. War gegen Ende der 1. Halbzeit eine leise Schweizer Vorherrschaft spürbar, legte Terims Team nach einer gelungenen Umstellung in der Halbzeit (er nahm mit sicherem Griff die beiden Schwachpunkte aus der Mannschaft raus) nach der Pause nach und zu. Diesmal übrigens in einem klaren 4-4-2 anstatt des ein wenig unglücklichen 4-3-3 im ersten Match.

Dieses pure Wollen war an zwei Beispielen besonders schön festzumachen.
Zum einen Johan Vonlanthen, der wieder für Barnetta reinkam, und dann Aktionen setzte, mit denen er alles niederreißen wollte – zuviel, ja, aber mit einer Verve, die klarmachte, dass hier einer symbolsieren wollte, dass er verstanden hat, dass es um alles geht. Um das einzige große Heim-Turnier seiner Karriere nämlich (etwas, was andere Teams noch immer nicht gerafft haben…).

Zum anderen Arda Turan von Galata, der neu aufgebotene linke Mittelfeldspieler der Türken. Der lief auch, immer wenn es sich anbot, durch auf seiner Seite und suchte die Anspielstationen und die Chancen.
Dass ihm mit just so einem Lauf dann das Tor gelang, ja das ist das berühmte Quentchen Glück, das vorher Derdiyok und Vonlanthen bei ihrer 3gegen1-Szene in der 84. Minute fehlte.

Dafür kann aber keiner was. Und deshalb sinkt die gesamte Fußball-Schweiz jetzt in bittere Betrübnis. Wiewohl Coach Kuhn vor dem Match auch schon so aussah, als würde er jetzt milde lächelnd seinem Ableben entgegensteuern – machte wenig Unterschied zu seiner Miene nach dem Spiel. Vielleicht ist allzuviel Gottvertrauen von Menschen aus dem 20. Jahrhundert in diesem Sport, der so schnell und ohne nach hinten zu blicken 21. Jahrhundert geworden ist, auch bereits fatal.

Wiewohl auch Kuhn nichts vorzuwerfen ist – richtig aufgestellt, richtig getauscht, alles versucht, genau wie seine Mannschaft.

Dasselbe gilt für Terim, der am Ende sogar seinen müden Kapitän und Chefangreifer Nihat rausnahm und den hibbeligen Kazim brachte um aus dem 4-4-2 wieder ein 4-5-1 zu machen und mehr Druck aus dem offensiven Mittelfeld zu bringen.

Das war toll, so wie alles toll war in diesem denkwürdigen Match, das an Spannung und Dramatik und vor allem auch mittels seiner Dramaturgie das erste, bereits überaus spezielle Spiel des Abends noch in den Schatten stellte.»

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.