Der Sturm

Der Sturm
von Karoline Rudolphi (1799)

Ach, wie rauscht des Sturmes Flügel schrecklich durch die bangen Fluren!
Ach, wie zittern sie, die Wälder! Tod ist hinter seinen Spuren.
Was er auf dem Wege findet, wird des raschen Würgers Raub.
Sieh, er faßt die hohen Eichen, kämpft und stürzt sie in den Staub.

Vor ihm bebt die bange Tiefe, ihm entfliehn des Meeres Wellen,
Thürmen furchtbar sich und schäumen, bis sie zu Gebirgen schwellen,
Deren Rücken in die Wolken Schiff und Schiffsbewohner hebt,
Und sie schnell zur Tiefe schleudert, und im Abgrund sie begräbt.

Bis zum Himmel haucht sein Odem – ach mit einem düstern Schleyer
Wird er bald sein Antlitz schwärzen, rauben bald der Sonne Feuer.
Sieh in eine Nacht von Wolken hüllt er ihren Lebensstral,
Gießt ein Meer von seinen Schwingen, und ersäuft das holde Thal.

Ach! das schwimmen Hütt‘ und Garten; es ertrinken Hirt und Heerde.
Würger, hast du kein Erbarmen? Eine Wüste wird die Erde. –
O laß ab! laß ab! wir flehen, wir bekennen deine Macht.
Laß die Sonn‘ uns wieder schauen; nimm sie von uns, diese Nacht!

Das Gedicht geht noch weiter!

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