Arterien der Wirtschaft – eine kleine Verkehrssatire

Schenkt man den Kapitänen der Wirtschaft und der Landstrasse, den Automobillobbyisten und der Strassenwärtergewerkschaft Gehör, sind unsere Nationalstrassen genau das: Arterien der Wirtschaft. Und genau diese Lebensader verstopft zusehends! Wenn man den halbstaatlichen Landschaftsgärtnern mit ihren landwirtschaftlichen Geräten gestatten würde, ebenfalls selbige Schlagadern des individuellen Verkehrs zu frequentieren, würden sie unisono in obige Definitionsgesänge einstimmen*.

*(Gleiches könnte man alternativ auch erreichen, würde man die erlaubte Höchstgeschwindigkeit der Gerätschaften samt ihrer mitgeführten vielfältigen bäuerlichen Lasten mit staatlicher oder halbstaatlicher Unterstützung auf Höhen jenseits der magischen 60 Stundenkilometer hieven. Ein schlagendes Argument wäre dann natürlich, dass die dann erlangte Motorendrehzahl im genau dafür vorgesehenen Drehzahlband pendelt und somit der von den Grünen, der Industrie und dem Bundesrat angepriesene Dieselpartikelfilter hinfällig würde, was dem Steuerzahler nur lieb sein müsste und den Gegnern dieses Feinstpartikelsammlers, Rheintaler Nationalrätinnen, Bauern, Be- völkerungsteile mit bäuerlicher Herkunft und dem Bundesrat, zusätzliches Wasser auf die Argumentationsmühle spülen würde.)

Schenkt man jetzt auch noch der Medizin Gehör und Glauben, welche festhält, dass Arterien die Transportwege für das Blut auf dem Weg weg vom Herzen und zweifelsohne (ok, es gibt immer Zweifler) immens wichtig sind, haben wir die perfekte Vereinfachung dieser komplexen Materie in kompakter, humaner Form. Dies gestattet uns eine genauere Sezierung dieses verzwickten Mikrokosmos ohne gleich eine solche Humanver- einfachung aufsäbeln zu müssen. Und trotzdem könnten mit Hilfe dieser Parallelwelt die verschiedensten akademischen Abhandlungen, methodischen Vertiefungen und tiefschürfenden Stammtischgespräche generiert werden.

Um nun dem Problem der Verstopfung dieser pulsierenden Lebensader ernsthaft auf die Schliche zu kommen, muss man nur einen Blick auf die dahinfliessende Motorensauce werfen. Genau! Die Lösung liegt wie immer näher als es den Denkern, den Lenkern und den Politikern lieb ist:

Alle Verkehrsteilnehmer und Möchtegernverkehrsteilnehmer bewegen sich dort wo sie hingehören: Traktoren auf Wiesen und Feldern, LKW’s auf der Schiene, Pensionierte auf den Radwegen, Lehrer auf Fahrrädern und somit auch auf Radwegen, Handeslreisende und sonstige Vertreter auf der Datenautobahn (warum es noch Handelsreisende im Zeitalter von E-Mail, E-Banking, E-Commerce, E-Shopping und E-bay gibt ist eh ein Rätsel), Touristen auf der Cornergrat-Bahn, Raser mit IQ < 50 zu Fuss in der Strafanstalt Pöschwies (Raser mit IQ > 50 gibt’s nicht), Politiker und Innen werden auf Sänften befördert, dann würde die Dimensionierung der Nationalstrassen noch nach der Amtsniederlegung von Moritz Leuenberger längstens genügen. Freie Fahrt für Freibürger!

Man könnte allenfalls noch darüber lavieren, ob nicht doch die Pensionäre dank ihrer defensiven Fahrweise auf den nun ehemaligen Arterien der Wirtschaft verkehren dürften, sozusagen als Betablocker gegen wirtschaftsarteriellen Überdruck.

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