Thirstday Kochzirkel chez Gigerman

Unser Koch-Novize hat es nicht leicht gehabt. Klar war die Erwartungshaltung sehr hoch. Und dennoch war natürlich allen bewusst, dass chez Gigerman wahrscheinlich besser singen, Gitarre spielen und putzen kann als kochen. Ha. Aber gleich vorne weg: mächtig getäuscht.

Ja, er hat sichs nicht leicht gemacht. Wahrscheinlich angestachelt durch die vorhergehenden Events. Sehr zur Freude der auftrabenden Zirkelmeute hat sich chez Gigerman „New Orleans“ ausgesucht. Die geschmackvoll abgestimmte Dekoration, bestehend aus alten Souvenirs, Stadtplan und anderen Trouvaillen aus der Stadt des Big Easy war gekonnt ausgelesen und mit viel Liebe ins Detail umgesetzt und versetzte die Geladenen umgehend ins French Quarter. Die gesammelte Dekorationskompetenz des Gastgebers konnte sich richtiggehend entfalten. Selbst der Maitre unterwarf sich bedingungslos dem Motto und kleidete sich passend in ein spirituell-nostalgisches T-Shirt. Selbst der Schmuck war absolut authentisch und sorgte zudem noch für einige kleinere Anekdoten aus guten alten Zeiten „on the Bayou“. Natürlich muss nicht erwähnt werden, dass es sich um bedeutende Originale aus der umfrangreichen Sammlung des Hausherren handelte. Die kompromisslos zielstrebige Umsetzung des Themas liess nicht den Hauch eines Zweifels aufkommen: Hier wurde viel Liebe und Herzblut investiert. Sogar die bereits übliche Menu-Karte wurde ausgebaut und mit dem Text des Traditional-Songs „Jambalaya“ von Hank Williams sen. ergänzt. Auch die musikalische Untermalung fügte sich nahtlos in diesen frisch geschaffenen Mikrokosmos ein. Ohrwürmer und Traditionals aus dem Mississippi-Delta, fein abgestimmt und ausgewählt, schlichen sich via iPod und Hörmuschel in die Sinne der Gäste und bereiteten die erwartungsfrohe Gesellschaft auf den nun kommenden lukullischen Trip to the deep South vor.

Gestartet wurde der Abend Chez Gigerman aber nicht kulinarisch, sondern mit Köbis Fussballcabaret. Dies verhalf nicht wie erhofft zu psychischen Höhenflügen. Aber der Gastgeber wusste diese Situation gekonnt mit dem „Gruss aus der Bar“ zu kompensieren. Zur Einstimmung auf den sehnlichst erwarteten nächsten Kochzirkeltreff reichte der Küchenchef einen SoCo. Der Drink aus Sothern Comfort und Cranberry-Saft mit einem Schuss Limonensaft mundete selbst gestandenen Biertrinkern und wies unmissverständlich den Weg Richtung Sumpf.

Als erster Gang wurde dann ein Kreolischer Thunfisch Salat mit Spicy Muffins kredenzt. Der Salat, mit Chicoree-Blättern um den Muffin liebevoll zu einer Blume arrangiert, bestand aus typisch kreolischen Zutaten und vielem mehr. Der Gastgeber hat das Kunststück fertig gebracht, die geschaffene Big Easy-Atmosphäre auf die locker dargereichten Teller zu zaubern.

Um das ganze zu steigern und trotzdem dem eingeschlagenen Weg treu zu bleiben, liess der Maitre zum Hauptgang der/die/das berühmte Jambalaya folgen. Dieses weltbekannte Reis-Gericht der Cajun-Küche wurde stilgerecht im Topf serviert. Beim öffnen des Deckels entwich nicht nur ein betörender Duft der schieres Verlangen und extreme Hungergefühle provozierte, sondern man glaubt fast auch die Balladen der Baumwollplücker im wabernden Dampf unter dem Deckel ausmachen zu können. Besonders hervozuheben gilt die gelungene Ausgewogenheit der gewählten Zutaten und die herausgearbeiteten Kontraste, welche sich in extremer Harmonie präsentierten. Ausserordentlich authentisch. Die Thaler Rebberge wurden nun definitiv zum Bayou und Rockstar Pete zur Big Mama. Peter’s Jamabalya hatte eine bekömmliche Schärfe, geschätzte 1000 Scoville-Grade.

Selbstverständlich hat es sich Peter nicht nehmen lassen und das Verspeisen der kulinarischen Berühmtheit gleich auch noch mit der entsprechenden musikalischen Untermahlung live begleitet, was die Anwesenden spontan zum mitschnipsen motivierte und schon fast einer Jam-Session gleichkam.

Das Dessert, wie Peter eingestand, inspiriert (in welcher Form auch immer) durch die Frau des Küchenbarden, war eine kühle und erfrischende Leckerei. Iced Banana Cream with white Chocolate. Gekrönt wurde diese delikate Kreation durch eine Schicht Mangopuree. Diese besänftigende Kombination im Anschluss an die 1000 Scoville-Grade war nun wirklich eines Sternekochs würdig.

Chez Gigerman hat eindrucksvoll bewiesen, dass es keine „Meisterköche“ braucht um einen Top-Anlass im Zeichen des Thirstday Kochzirkels zu arrangieren. Mit viel Liebe zum Detail, einer exzellenten Themenwahl und konsequenter Umsetzung, mit umsichtiger Menüwahl und nur einem einzigen Probekochen 😉 (darf man das?) kann man seine Freunde wahrlich überraschen. Dies lässt doch Raum der Hoffnung für die beiden noch ausstehenden Themenabende :-).

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